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Alkohol und Frauen.

Updated: Mar 15

Alkohol, Frauen und die Auswirkungen auf Körper, Psyche und Beziehungen.




Alkohol ist ein allgegenwärtiger Bestandteil unserer Gesellschaft und spielt in vielen sozialen Zusammenkünften eine zentrale Rolle. Nicht umsonst wird er manchmal soziales Schmiermittel genannt? Aber was schmieren wir da eigentlich, was vielleicht gar nicht geschmiert werden möchte, wenn authentisch leben ohne Angepasstheit.


Wer sich entscheidet, keinen Alkohol zu trinken, wird oft mit Verwunderung betrachtet oder sogar mit persönlichen Fragen konfrontiert („Bist du schwanger?“ – eine übergriffige Annahme, die schnell gestellt wird). Oder: "Bist du trockene Alkoholikerin?" - wurde ich auch schon von einer (fremden) Person fragt.


Doch was bedeutet es eigentlich für Frauen, Alkohol zu konsumieren – nicht nur körperlich, sondern auch psychisch und in unseren Beziehungen? Das Buch "Alkohol und Frauen"* von Nathalie Stüben und Dr. Falk Kiefer beleuchtet genau diese Fragen und bietet wertvolle Einblicke in die spezifischen Risiken und Dynamiken, die oft unterschätzt werden.



Was sind die spezifischen Risiken für Frauen?

Frauen verstoffwechseln Alkohol anders als Männer: Der Alkoholgehalt im Blut steigt schneller, die Belastung für die Leber ist höher, und dadurch entstehen gesundheitliche Schäden bereits bei geringeren Mengen. Doch die Risiken gehen weit über die Leber hinaus. Es gibt mittlerweile sogar Studien, die besagen, dass das Brustkrebs Risiko durch Alkoholkonsum steigt. Und jede Menge Alkohol bereits schädlich sein kann. Der Satz: Och so ein Glas Rotwein ist gut fürs Herz ist sowas von outdated und vorbei.


Hormonsystem und Alkohol

Alkohol beeinflusst das weibliche Hormonsystem stark. Der Konsum kann den Östrogenspiegel erhöhen, was nicht nur mit einem erhöhten Brustkrebsrisiko in Verbindung gebracht wird, sondern auch den Zyklus beeinflussen kann – von unregelmäßigen Perioden bis hin zu ausbleiben der Periode und zu verstärkten PMS-Symptomen.



Psychische Gesundheit und Alkoholkonsum

Während viele Menschen Alkohol nutzen, um Stress abzubauen oder sich zu entspannen, zeigt sich langfristig oft das Gegenteil: Frauen, die regelmäßig Alkohol trinken, haben ein höheres Risiko für Angststörungen und Depressionen. Alkohol wirkt dämpfend auf das Nervensystem – doch dieser Effekt hält nur kurzfristig an. Danach folgen oft verstärkte Anspannung und innere Unruhe. Das kann dazu führen, dass man immer öfter zur Flasche greift, um diese Gefühle auszugleichen – ein Teufelskreis.



Und allgemein alle Menschen betreffend, die Alkohol konsumieren:

verzerrte emotionale Wahrnehmung (im Buch gehen sie sogar so weit, dass sie sagen: Alkohol entkernt deine Persönlichkeit und dies auf medizinischer und neurologischer Ebene erklären), die Qualität des Schlafs nimmt ab, die Verdauung wird gestört, verminderte Selbstkontrolle kann zu Enthemmung, Aggressivität und Selbstüberschätzung mit einem erhöhten Unfallrisiko führen. Dauerhafter Konsum das Gehirn weniger leistungsfähig. Das Risiko für Erkrankungen wie Depressionen und Demenz steigt.


Gesellschaftlicher Druck und Normalisierung des Konsums

Interessant ist auch der gesellschaftliche Blick auf Frauen und Alkohol. Während übermäßiger Konsum bei Männern häufig als „locker“ oder „gesellig“ wahrgenommen wird, gibt es für Frauen oft ein gegensätzliches Stigma: Entweder werden sie als „langweilig“ abgestempelt, wenn sie nicht trinken, oder sie werden kritisiert oder als zu viel oder zu verfügbar abgestempelt, wenn sie zu viel trinken. Diese doppelten Standards machen es teilweise noch schwieriger, einen selbstbestimmten Umgang mit Alkohol zu finden.



Alkohol und Beziehungen: Wie beeinflusst der Konsum unser Dating- und Beziehungsleben?

Alkohol kann Hemmungen senken und vermeintlich für eine lockere Atmosphäre sorgen. Aber was passiert, wenn wir Beziehungen – romantische oder freundschaftliche – auf einem Fundament aufbauen, das nur mit Alkohol funktioniert?


Dating unter Alkoholeinfluss: Wer bin ich wirklich?

In unserer Kultur gehört es fast schon dazu, beim ersten Date ein Glas Wein oder einen Cocktail zu trinken. Doch wer sind wir eigentlich, wenn wir nüchtern sind? Trauen wir uns, ehrlich zu sein, wenn wir keinen Alkohol als soziale Krücke haben?

Das Buch Alkohol und Frauen spricht genau diese Themen an: Viele Frauen nutzen Alkohol, um Unsicherheiten zu überdecken, sich anzupassen oder das Gefühl zu haben, lockerer zu sein. Doch langfristig stellt sich die Frage: Möchte ich eine Beziehung führen, in der mein wahres Ich erst durch Alkohol „freigelegt“ wird?

Alkohol in langjährigen Partnerschaften

Nicht nur im Dating, sondern auch in langjährigen Partnerschaften kann Alkohol eine Rolle spielen – oft unbemerkt. Viele Paare nutzen Alkohol als gemeinsame Gewohnheit: das Glas Wein am Abend, die Cocktails im Urlaub, das Feierabendbier. Was passiert, wenn man diese Rituale hinterfragt?

Alkohol kann Konflikte verstärken, Missverständnisse schüren und die Kommunikation erschweren. Besonders problematisch wird es, wenn ein Partner ein problematisches Trinkverhalten entwickelt und der andere darunter leidet. Oft ist Alkohol auch ein Verstärker für Gewalt in Beziehungen – ein Thema, das in der Öffentlichkeit noch immer zu wenig diskutiert wird.


Eine spannende Podcastfolge für "Resonanzraum - der Podcast für Beziehungsgestaltung" habe ich hier mit Hinblick auf Alkoholkonsum und das Dating-Leben mit Kim Hoss aufgenommen.



Die Beziehung zu uns selbst: Warum trinken wir wirklich?

Viele Frauen trinken nicht nur, weil es gesellschaftlich akzeptiert ist oder weil es entspannt, sondern auch, um unangenehme Gefühle zu betäuben: Stress, Einsamkeit, Überforderung. Doch was passiert, wenn wir uns diese Gefühle genauer anschauen, anstatt sie wegzutrinken?


Das Buch ermutigt dazu, den eigenen Alkoholkonsum ehrlich zu reflektieren:

  • Trinke ich wirklich, weil es mir Spaß macht – oder weil ich es „muss“, um mich wohlzufühlen?

  • Wie wäre es, mehr anzuecken, anstatt sich durch Alkohol anzupassen?

  • Was passiert, wenn ich aufhöre zu trinken – welche Emotionen kommen hoch?


Die eigene Beziehung zu Alkohol zu hinterfragen, kann ein wichtiger Schritt zu mehr Selbstbewusstsein und Selbstbestimmung sein. Denn wenn wir lernen, ohne Alkohol authentisch zu sein, entdecken wir oft ganz neue Seiten an uns selbst. Oder buddeln "neue" alter, verschüttete Seiten an uns wieder aus.


Abstinenz als Chance? Der Weg aus dem Alkohol ist für viele vielleicht nicht einfacher oder manche fragen sich: warum sollte ich? Im letzten Kapitel des Buches wird nochmal aufgezeigt, wofür es sich lohnen kann, sich dem Alkohol zu entsagen. Wenn wir nein zu dieser Substanz sagen, was wartet dann da alles noch auf uns? Vor allem dieses Kapitel ist gespickt mit vielen persönlichen Beispielen von Frauen und wie die Abstinenz sich positiv auf ihr Leben ausgewirkt hat.

"Sehr viele von ihnen sind heute gesünder, verbundener, dankbarer und zufriedener als zu der Zeit, in der sie angefangen haben zu trinken."



Fazit: Bewusst entscheiden – für die eigene Gesundheit und Lebensqualität

Alkohol beeinflusst nicht nur unseren Körper, sondern auch unsere Beziehungen – zu anderen und zu uns selbst. Ein bewusster Umgang mit Alkohol oder die Entscheidung, ganz darauf zu verzichten, kann eine große Veränderung im eigenen Leben bewirken.

Das Buch Alkohol und Frauen von Nathalie Stüben und Dr. Falk Kiefer bietet wertvolle Einblicke, wissenschaftliche Hintergründe und persönliche Erfahrungen, die Frauen dabei helfen, ihre eigene Beziehung zu Alkohol zu hinterfragen. Es geht nicht um Verbote oder Moral, sondern um Selbstbestimmung: Was tut mir wirklich gut?


Und wenn du Unterstützung suchst: Die deutschlandweite Suchtberatungshotline ist rund um die Uhr erreichbar unter 01805 313031. Ein deutschlandweites Verzeichnis mit Hilfsangeboten findest du hier: www.dhs.de/service/suchthilfeverzeichnis.


Weitere Empfehlungen zu dem Thema: Bücher

"Ohne Alkohol - die beste Entscheidung meines Lebens" auch von Nathalie Stüben. "Rausch und Klarheit" von Mia Gatow.

Fernsehen

"Dirty Little Secrets - warum wir weiter trinken" im ARD.



*Ich habe das Buch als Rezensionsexemplar erhalten und schreibe aus freien Stücken diesen Blogbeitrag dazu, einfach weil das Thema mir am Herzen liegt.

 
 
 

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